Wir hatten an diesem Wochenende wohl echt ein Flüssigkeitsproblem. Das kleine Kind in der Hüfte, ich in den Augen. Und wer hätte gedacht, dass so ein bisschen Flüssigkeit an der falschen Stelle zu solchen Problemen führt?
“Sehen Sie das?”, fragte der Arzt und deutete auf die Bilder.
“Vage”, gestand ich, aber der riesige schwarze Fleck, der sich unter meine Netzhaut geschoben hatte, entging nicht einmal meinem trüben Sehsinn. “Das ist etwas mehr als beim letzten Mal.”
“Ja”, erwiderte der Arzt. Ich hätte nur zu gern seinen Gesichtsausdruck gesehen, aber da war bloß ein grauer Fleck. “Wir machen jetzt noch ein paar Tests und dann wissen wir hoffentlich, was los ist.”
Wieder warten. Gesichtsfeldmessung.
“Drücken Sie auf den Knopf, wenn Sie den Lichtpunkt sehen”, ordnete die Schwester mir an und legte ein kleines Gerät in meine Hand.
“Macht irgendwie Spaß”, sagte ich nach einer Weile. Die Untersuchung erinnerte mich an ein simples Computerspiel, für das man keine besonders ausgeprägten Skills benötigt. Nur sehen sollte man können.
Die Krankenschwester lachte. “Das hören wir hier nicht oft.”
Pfff! Patienten können doch solche Banausen sein.
Wieder warten. Wieder zum Arzt.
“Wir machen jetzt eine Fluoreszenzangiographie. Dafür müssen wir Ihnen einen Farbstoff injizieren, auf den unter Umständen allergische Reaktionen auftreten können.”
“Macht nichts. Ich habe meinen Epipen mit”, sagte ich. “Ich bin für jeden allergischen Schock gerüstet.”
“Keine Sorge, wir haben auch alles hier”, versicherte der Arzt und legte ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber auf den Tisch vor mich. “Unterschreiben Sie das bitte.”
“Was auch immer es ist…” Ob der Arzt unter dem grauen Fleck gerade rot anläuft wegen dieses kleinen Missgeschicks? Er entschuldigte sich hastig. “Es geht nur um die Aufklärung darüber, dass das Mittel in seltenen Fällen Allergien auslösen kann. Haben Sie Schilddrüsenprobleme?”
“Nein.” Ich nahm den Kugelschreiber und kritzelte meinen Namen auf eine der Linien, obwohl ich den dünnen Strich des Stifts unmöglich erkennen konnte. Die Autorin schrieb jetzt also unsichtbar.
“Ehm…”, machte der Arzt. “Das war an der falschen Stelle. Bitte hier noch einmal.” Er legte seinen Finger auf eine andere Linie. Ich unterschrieb ohne zu zögern noch einmal. Es machte keinen Unterschied. Ich hätte auch mein eigenes Todesurteil unterzeichnen können und es wäre mir ebenso gleichgültig gewesen.