Muss das sein?

Der Kopf ist schwer. Hat ihn vielleicht jemand in den letzten Tagen mit Steinen gefüllt? Wenn ich gehe, versuche ich, irgendetwas auszugleichen, das nicht da ist. Da ist keine Unebenheit im Boden und auch kein Erdbeben. Es ist bloß die Entzündung in meinen Ohren, die mir einen eigenartigen Schwindel und ein Gefühl der Übelkeit beschert. Als ich im langen Gang der Augenklinik saß, war mein Nacken steif. Es fiel mir zum ersten Mal schwer, während der Schichtaufnahme meiner Netzhaut stillzuhalten.

“Die Augen sind schön. Wenn man nicht wüsste, dass da mal etwas gewesen ist, man würde sie für zwei völlig normale Augen halten.”
Das waren gute Nachrichten. Irgendwie. Einer der wenigen Menschen, die sich mit meiner Erkrankung auskennen, ist jetzt eigentlich nicht mehr dafür zuständig. Weder die Neurologen noch die HNO-Ärzte haben viel Erfahrung in der Behandlung eines Vogt-Koyanagi-Harada-Syndroms.
“Und jetzt?”, fragte ich also.
“Die Chancen stehen gut, dass die Augen weiterhin ruhig bleiben, aber der Kopf und die Ohren …”
Wir überlegten gemeinsam, ob es sich um Symptome eines Kortisonentzugs handeln könnte und verwarfen den Gedanken schnell wieder. Das Ohrensausen passte nicht dazu und die Schmerzen haben auch erst eine Woche nach dem Absetzen angefangen.

“Wir gehen wieder auf 12,5 mg rauf”, beschloss der Arzt. “Und wenn die Schmerzen bleiben, brauchen wir eine Lumbalpunktion. Gehen Sie zum HNO-Arzt und wenn irgendjemand Fragen hat, dann soll er mich anrufen.”
“Klar.”
“Wir sehen uns in sechs Wochen wieder. Frohe Weihnachten.”
“Frohe Weihnachten”, erwiderte ich und hätte mir gewünscht, viel früher wieder hierherkommen zu dürfen. Hierher, wo niemand die Stirn runzelt und erst einmal Google öffnen muss, nur um dann noch einmal nach dem Namen meiner Erkrankung zu fragen. Auf dem Heimweg rief ich eine Freundin an, die zufälligerweise Neurologin ist.
“Natürlich punktiere ich dich! Das geht sicher ganz wunderbar bei dir. Ich punktiere dich und dann fahre ich dich nach Hause. Das wird lustig.”
Ja, bestimmt. So lustig wie eine Lumbalpunktion nur sein kann. Darf man danach eigentlich mit seiner Neurologin Kaffee trinken gehen?

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